Die Krebsbacherhof-Kapelle, einst Pfarrkirche von Nürburg.
Richard Hammes / Bilder Heinrich Esch; Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1981
Der Krebsbacherhof (Gemeinde Meuspath), südlich von Meuspath, an der Straße nach Welcherath gelegen, hat eine lebendige und reichhaltige Geschichte. „Dieser war ein ehemaliger ritterschaftlicher Hof mit einem Kapellchen gleichen Namens", so beschreibt die Nürburger Schulchronik aus dem Jahre 1896 in einem einzigen Satz den Krebsbacherhof, ohne damit allerdings der historisch bedeutsameren Vergangenheit gerecht zu werden. Sicher geht aber daraus schon hervor, daß ehemals auf dem Krebsbacherhof Burgmannen und Schultheißen der Nürburg bzw. des Amtes Nürburg residierten. Doch die Geschichte ist recht wechselhaft. 1440 wird Krebsbach als Lehen derer von Daun erwähnt. 1653 kauft Johann Breuer, der Vater des späteren Pfarrers Johann Friedrich Breuer von Masburg, den Hof mit der Kapelle vom Grafen Ernst v. d. Mark für 750 Taler und einen Klepper. 1830 gehörte der Hof zu Drees und zur Bürgermeisterei Kelberg (Kribsbach mit 11 Einwohnern). Dies bestätigen auch handschriftliche Quellen aus dem Jahre 1787: „Akten betr. Ansprüche des Hubert Stephani, Bürger zu Drees, auf die Belebung mit dem Balkhauser Gut zu Krebsbach, Amt Nürburg". Dieser H. Stephan! schrieb an den damaligen Erzbischof Maximilian von Köln, seinen ..Gnädigsten Landesvater", einen Bittbrief, um sein Anrecht auf ein Lehn für den Krebsbacherhof geltend zu machen und seine Ansprüche zu begründen. Zitate aus diesem Brief mögen dies verdeutlichen: „Im Amt Nürburg zu Kribsbach liegt ein sogenanntes Balkhauser Gut. welches zwar lehnrührig, gleichwolen aber seit dem vorigen Jahrhundert von keinem Vasal die behörige Belehnung nachgesucht, hingegen dieses Lehn im Jahre 1694, weil damals von den Erben des Vasallen Niemand mehr als ein langen Jahren abwesender Sohn lebte, von dessen Vormünder und zwar ohne die Höchste Lehnherrliche Consens verkauft worden ist, folglich scheint bei Unterstellung dieser umständen besagtes Lehn offenbar caduc (hinfällig, verfallen) zu seyn . . . Gleichwole muß ich aber unterthänigst vorstellen, daß ich ein mit Schulden und Weib samt fünf Kindern und einer alten Mutter belastet seye..." Aus dem Testament des Peter Josef Rotarius (Rodarius) vom 6. März 1865 geht hervor, daß dieser „den beiden Kindern seiner noch lebenden Ehefrau, erzeugt in deren Ehe mit dem verstorbenen Dominikus Rausch, mit Namen Catharina Rausch und Peter Josef Rausch zum Eigenthum sein Wohnhaus, genannt den Krebsbacherhof, mit der dazugehörigen Kapelle, Garten und Wiese vermacht hat".
Die Krebsbacherhof-Kapelle
Die Kapelle auf dem Krebsbacherhof war bis in die fünfziger Jahre unseres Jahrhunderts im Privatbesitz der dort lebenden Familien. Ende 1951 schenkten die Erben der Familie Schumacher/Wolff ihren Kapellenanteil der katholischen Kirche Nürburg mit der Auflage einer
jährlichen Stiftsmesse, desgleichen taten bald darauf auch die Erben der Familie Rausch.Die Geschichte dieser Kapelle ist natürlich eng mit der Geschichte Nürburgs und Meuspaths verbunden. Sie war sogar lange Jahre die Pfarrkirche der Pfarrei Nürburg. Ihr Alter scheint nicht mit der Jahreszahl 1702 über der Eingangstür übereinzustimmen, zumindest muß mehrmals im Lauf der Jahrhunderte ein An- oder Umbau der Kapelle erfolgt sein. Vor 1600 erscheint im Gegensatz zur Nikolauskirche in Nürburg häufiger auch die Bezeichnung „neue Kirche", „Neukirchen bei Nürburg", „Neuwerkirche vor dem Tal Nürburg" etc. Damit ist sicher die Vikariekapelle auf dem Krebsbacherhof gemeint. Erstmals wird sie 1563 als „unser liever Frawen altair in der neuwer Kirchen" genannt. Am 18. 7. 1584 überträgt Reinhard von Orsbeck, Ordensritter und Komtur, dem Theodor von Meckenheim. Kleriker der kölnischen Kirche, den Altar der Kirche in Neukirchen bei Burg Nürburg, vacant durch den Tod des Konrad vom Homburg aus Koblenz, dem letzten Inhaber dieser Vikarie. Ihm, dem Theodor v. Meckenheim wurde die Sorge für den Kelch, das Missale und die Paramente übergeben. Er leistete den Eid der Treue und des Gehorsams. Gegen 1601 war die Vikarie noch einmal umstritten zwischen Augustin von Braunsberg, Domherr in Trier und Lüttich, und dem Christoph Heimer von Meckenheim, dem Sohn des Nürburger Amtmannes Heimer von Meckenheim. Als Eigenkirche der Burgmannen hatte die Kapelle damals ganz gewiß eine besondere Bedeutung.Gegen 1650 wurde sie durch den Dechanten Matthias Molitor zu Ehren der allerseligsten
Jungfrau Maria und des hl. Georg benediziert. Aus dieser Zeit, der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts, stammt wahrscheinlich auch der Holzaltar im Innern der Kapelle mit einem Ölbild des heiligen Georg in der Mitte. In dieser Zeit, also nach Beendigung des dreißigjährigen Krieges, ist sicher auch ein Neu- oder Umbau der Marienkapelle erfolgt.
Folgende Geschichte, die man sich heute noch erzählt, deutet darauf hin: Als in den Wirren des 30jährigen Krieges die Schweden in der Eifel wüteten, sprach der damalige Besitzer des Krebsbacherhofes beim Anblick des Schwedenheeres, das sich anschickte, vom Tal bzw. von Balkhausen her die Nürburg zu erobern, ein Gelübde, falls er und sein Hof von den schwedischen Landsknechten verschont werde, woll er zum Dank eine Kapelle errichten. Der Flurname „Feindswiese" erinnert heute noch an dieses Ereignis.
Papst Alexander der VII. bestätigt in der Krebsbacherhof-Kapelle am 24. 9. 1661 eine Bruderschaft, der wenigstens 9 Geistliche und viel Volk beitraten, und verlieh den Mitgliedern einen vollkommenen Ablaß. Alle 14 Tage wurde in ihr das hl. Meßopfer dargebracht (1666 und 1734 erwähnt). In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, vielleicht auch später noch, war die Marienkapelle auf dem Krebsbacherhof dann Pfarrkirche der Pfarrei Nürburg. Dies geschah, weil 1689 die Burgkapelle an der Nürburg zerstört wurde und die Nikolauskirche im Dorfe sehr vernachläßigt worden war. 1777 sollte diese sogar abgetragen werden, die Reliquien wollte man zur Marienkapelle auf dem Krebsbacherhof überführen. Doch dagegen wehrten sich die Bewohner des Ortes Nürburg. Sogar der Pfarrfriedhof lag bei dieser Kapelle, denn 1719 heißt es: In Nürburg kein Friedhof, alle werden auf dem Friedhof bei der Marienkapelle beigesetzt. Vielleicht hatten auch die Geistlichen zu dieser Zeit ihren Wohnsitz auf dem Krebsbacherhof. Die Vikarie befand sich stets auch im Besitz von umfangreichen Gütern und Kapitalien, sicherlich durch Begünstigung seitens der Burgleute. Dadurch standen ihr genügend Einnahmen zur Verfügung. Gegen 1600 war der Vikar besser besoldet als der Pastor. 1601 betrugen die Einnahmen der Vikarie 16 Mltr. Hafer und 4 Mltr. Korn. In seinem Testament vom 30. Okt. 1734 vermacht Arnoldus Weckauf, Pastor und Vikarius in Nürburg, der Kapelle zu Krebsbach das ihm in seinem Sterbejahr zufallende Salarium. Auch sein Nachfolger, der Pfarrer Anton Müller (1736—1788). war sehr wohlhabend. Er gab beispielsweise (nach seinem Testament vom 25. 10. 1787) 30 Taler aus Einnahmen vom Krebsbacherhof für die Schule in Nürburg, ferner vom nämlichen Hof 750 Taler (!) für die Schule in Nohn, seiner Heimat. Der schon erwähnte Peter Josef Rodarius vermachte 1865 in seinem Testament der Kapelle zu Krebsbacherhof 200 Taler für 7 hl. Messen, zu halten an den Freitagen der Fastenzeit in der Kapelle Krebsbacherhof. Noch 1921 bestanden an der Kapelle laut Pfarrchronik 5 Singmessen und 14 Lesemessen. Auch nach dem zweiten Weltkrieg galt noch folgende Stiftungsverpflichtung: 1 Lesemesse nach Meinung aller Stifter der Kapelle Krebsbacherhof. (Heute finden, wegen des momentan schlechten baulichen Zustands, keine heiligen Messen mehr in der Kapelle statt. Dies wird sich sicher wieder ändern, da man seitens der Kirchengemeinde bestrebt ist, eine Renovierung dieses bedeutsamen Kulturdenkmals vorzunehmen.
Anmerkung: In den 1980-er Jahren und 2010/2011 sind umfangreiche Renovierungsarbeiten in und an der Kapelle ausgeführt worden. Gottesdienste finden wieder statt.
Quellen:
Die Pfarrei Nürburg in "Schug: Geschichte der Eifeldekanate Trier 1956"
Topogr. -Statist. Beschreibung der Rheinprovinzen. Berlin 1830
Akten betr. Ansprüche des H. Stephani. Landeshauptarchiv Koblenz
Bistumsarchiv Trier (Akten Pfarrei Nürburg)
Topogr. -Statist. Beschreibung der Rheinprovinzen. Berlin 1830
Akten betr. Ansprüche des H. Stephani. Landeshauptarchiv Koblenz
Bistumsarchiv Trier (Akten Pfarrei Nürburg)
Mit freundlicher Genehmigung des Autors